Das Projekt
Eine alte Holzlagerhalle von 1.000 m². Eine Industriebrache von 2.400 m². Eine Vision.
Das Herzstück des Projekts ist eine alte Holzlagerhalle am Hauptgüterbahnhof Braunschweig. Die imposante Dachkonstruktion aus freitragenden Hetzerbindern aus dem Jahr 1963 überspannt eine Fläche von 1.000 Quadratmetern und schafft eine einzigartige Atmosphäre, die diesen Ort zusammen mit den Menschen, die hier wirken, so besonders macht. Dazu ein Außengelände in einer Mischung aus Gartenidylle und Industriebrache, das auf 2.400 Quadratmetern Platz für verschiedenste Aktivitäten bietet.
2003 habe ich das Areal samt Halle erworben, um das Gebäude vor dem Abriss im Zuge einer drohenden Zwangsversteigerung zu bewahren. Schon damals jahrelang zweites Zuhause und Atelier, schien es mir unvorstellbar, diesen Ort aufzugeben. Seitdem ist hier mit Hilfe zahlreicher Unterstützer*innen viel passiert, das Areal geräumt, weiterentwickelt und gestaltet worden. Seit ca. 5 Jahren haben sich meine Pläne zur Öffnung des Ortes für kreative Zwecke konkretisiert, bestimmt von meinem beruflichen Werdegang: Angefangen von der kunsthandwerklichen Ausbildung als Kunstglaserin und dem Atelier in der Halle, über das Studium der Kunstwissenschaft an der HBK Braunschweig bis hin zu beruflichen Tätigkeiten als Wissenschaftliche Mitarbeiterin an den Universitäten Oldenburg und Braunschweig sowie im Veranstaltungsmanagement im Haus der Wissenschaft Braunschweig. Parallel dazu war DIE H_LLE immer mein zentraler Bezugspunkt. So ist das Netzwerk Kreativer und anderer Macher*innen, die sich diesem Ort verbunden fühlen, über die Jahre kontinuierlich gewachsen.
Bislang wird DIE H_LLE vorrangig privat genutzt. Immer häufiger finden auch Netzwerktreffen und kreative Stammtische statt und verschiedene Vereine und Initiativen bespielen das Areal mit kulturellen Angeboten wie Konzerten oder Lesungen. Seit 2018 ist hier auch der gleichnamige Kunstverein DIE H_LLE ansässig, der vor allem das Außengelände für Ausstellungstätigkeiten nutzt. Die Öffnung des Areals hat im Kleinen also bereits begonnen bzw. befindet sich mitten im Prozess.
Die Vision
Meine Vision ist, das Areal DIE H_LLE zu einem Arbeits-, Vernetzungs- und Veranstaltungsort für Künstler*innen und Kreative verschiedenster Branchen zu entwickeln:
Veranstaltungsraum, mietbare Kuben und Einheiten sowie gemeinschaftlich genutzte Bereiche in der behutsam sanierten H_LLE. Viel Raum zum Arbeiten, Vernetzen, Kooperieren, Ausstellen, Präsentieren. Die Öffnung nach außen über Café- und Biergartenbetrieb sowie öffentliche Veranstaltungen. Dazu Ateliers mit einer Werkstatt für alle. Ein Ort gegenseitiger Unterstützung und Gemeinschaftlichkeit. Kurz gefasst ein Freiraum für die kreative Szene, wovon es in Braunschweig noch immer zu wenig gibt. Und somit im besten Fall ein Ort, der dazu beiträgt, den einen oder anderen kreativen Kopf auch über Ausbildung und Studium hinaus in der Stadt zu halten.
Soweit die Vision. Die Arbeit an deren Realisierung hat längst begonnen, aber es bleibt ein langer Weg. Gespräche mit dem Kulturdezernat, dem Stadtplanungsamt und der Wirtschaftsförderung werden geführt. Neben viel Geld für die erforderliche Sanierung bedarf es der Unterstützung aus der Politik – besonders da für dieses Gebiet bislang kein Bebauungsplan vorliegt.
Die Reaktionen auf das Konzept DIE H_LLE sind dabei sehr positiv. Der Kreis derer, die einen solchen Ort für Braunschweig befürworten und das Vorhaben unterstützen, wächst kontinuierlich. Seit der Bewerbung der Stadt Braunschweig auf das Städtebauförderprogramm des Bundes 2019 kommt Bewegung in die Entwicklung des Gebiets am Hauptgüterbahnhof. Im Zuge dessen könnte sich die Chance bieten, einen solchen kreativen Ort von Anfang an bei der Planung des Quartiers mitzudenken. Und wer weiß, vielleicht gelingt es, DIE H_LLE in einigen Jahren zum identitätsstiftenden kreativen Mittelpunkt für das geplante „urbane Stadtquartier am Hauptgüterbahnhof“ zu etablieren.
Henrike Wenzel im August 2019